Radler und Russ - bayerische Biermischgetränke
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Nur, weil es in den bayrischen Biergärten üblich ist, das Bier aus Krügen zu trinken und der unerfahrene Nicht-Bayer, der einfach ein Bier bestellt, selbstverständlich einen Maßkrug vorgesetzt bekommt, heißt das noch lange nicht, dass die Bayern übermäßig viel trinken. Erstens bestellt der fahrende Bayer kein Bier, sondern eine Hoibe (Halbe) und zweitens begnügt er sich bei heißem Wetter oft sogar mit einer hoiben Radler oder Russ.
Radler und Russ sind beides Biermischgetränke, die auch in bayrischen Gaststätten, Biergärten, auf Volksfesten und natürlich in Festzelten erhältlich sind. Radler wird mit hellem Bier zubereitet und der Russ mit Weißbier. Letzterer ist süffiger und in der heißen Zeit sehr erfrischend.
Radler und Radlermaß
Unter einem Radler versteht jeder Bayer ein Bier, das mit Zitronenlimonade gemischt ist. Und zwar normalerweise im Verhältnis 60 zu 40. Das heißt, im Krug befinden sich 60 Prozent Bier und vierzig Prozent Limonade.
Während das Radler früher mit dunklem Bier hergestellt wurde, wird heute üblicherweise helles Bier mit Limonade gemischt. Wenn vom Kunden ein dunkles Bier gewünscht wird, so muss er das ansagen.
Eine Radlermaß ist demzufolge ein Liter Flüssigkeit, der sich aus 600 Millilitern hellem Bier und 400 Millilitern Zitronenlimonade zusammensetzt. Dazu im Vergleich: Wer drei kleine Gläser Kölsch (das wird ja bekanntlich in 0,2 Liter-Gläschen ausgeschenkt) getrunken hat, der hat die gleiche Menge Bier im Magen.
Wer hat das Radler erfunden?
Die Legende besagt, dass das Radler von einem gewissen Franz Xaver Kugler erfunden worden sei. Als dem Franz Kugler, einem Wirt aus Oberhaching, dessen Ausflugsgaststätte bevorzugt von Radfahrern besucht wurde, im Jahre 1922 das Bier auszugehen drohte, mischte er kurzerhand für seine radelnden Gäste die Maß Bier mit Limonade.
Er erzählte ihnen dieses Getränk extra für seine Kunden erfunden zu haben, damit sie wieder problemlos nach Hause kämen. Seinen radelnden Gästen zu Ehren wurde das Bier-Misch-Getränk seither als Radler bezeichnet.
Obwohl das eine sehr schöne Geschichte ist, kann sie nicht stimmen, denn in Aufzeichnungen über das Jahr 1900 wird die Radlermaß bereits erwähnt. Wer also wirklich er Erfinder der köstlichen Bier-Erfrischung ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Radler Zubereitung
Weil im Biergarten bei schönem Wetter oft der Andrang groß ist und der Durst noch größer muss das Bierzapfen schnell von der Hand gehen. Jeder, der schon einmal versucht hat Bier mit Limonade zu mischen, weiß, dass das nicht leicht zu bewerkstelligen ist. Denn durch die Kohlensäure der beiden Getränke schäumt die Mischung beim Zusammengießen stark.
Viele Gastwirte gießen zuerst die Limonade in den Krug und anschließend das Bier, was den Vorteil hat, dass weniger Schaum entsteht. Es birgt aber den Nachteil, dass sich Bier und Limonade nicht so gut mischen und oft das Bier auf der Limonade schwimmt.
Wird zuerst das Bier ins Glas geschenkt, ist die Schaumbildung stärker, die Radlermaß muss langsamer eingeschenkt werden und es dauert länger, bis der Kunde sein Getränk erhält. Dafür ist die Mischung aber perfekt, denn die schwerere Limonade sinkt automatisch ab und vermischt sich mit dem Bier.
Russ und Russnmaß
Eine weitere bekannte und beliebte Bier-Misch-Variante ist der Russ. Er ist eine Mischung aus Weißbier und Zitronenlimonade. Da in Bayern das Weißbier heutzutage häufig aus Fässern mit Zapfanlage ausgeschenkt wird, kann der Russ problemlos als Russnmaß oder als Russnhalbe bestellt werden. Es bleibt keine halbe Flasche übrig. Und wer sich zu Hause einen Ruß mischt, der muss ja nicht mehr fahren und kann problemlos eine ganze Russnmaß trinken.
Russ Zubereitung
Wie beim Einschenken eines Weißbiers muss auch für die Zubereitung der Russnhalben das Weizenbierglas sauber sein. Sollten sich Seifenreste vom Spülen im Glas befinden, schäumt das Getränk über:
- Daher wird vor dem Einschenken das Weißbierglas kurz mit kaltem, klaren Wasser ausgespült.
- nschließend wird es schräg unter den Zapfhahn oder den Flaschenhals gehalten, sodass das Bier langsam einlaufen kann.
- Wenn das Bierglas zu zwei Dritteln gefüllt ist, beinhaltet es circa 250 bis 300 Milliliter Bier, denn das Glas ist unten dünner als oben.
- Das letzte Drittel wird mit Zitronenlimonade aufgefüllt und die Russenhalbe ist fertig.